26.09.2015, von Christian Kuhlmey

Rüber kommen sie immer

Der Bau von behelfsmäßigen Übergängen gehört zu den Kernkompetenzen der THW-Bergungsgruppen – bedarf aber auch der ständigen Übung. Diesmal galt es eine Brücke mit Hilfe des Einsatzgerüstsystems (EGS) im freien Vortrieb zu erstellen.

Start: zwei Helfer noch so ziemlich am Anfang der Brücke.

Zu tief? Das geht eigentlich nicht – wohl aber zu weit!  Deshalb steht am Anfang jeder Brückenkonstruktion die Frage nach der Entfernung zum anderen Ufer. Mit dieser Frage bzw. mit der Vermittlung von relativ einfachen Methoden zur Schätzung der Entfernung begann die Ausbildung der Bergungsgruppen des THW-Ortsverbandes Berlin Reinickendorf zum Thema behelfsmäßige Übergänge auf dem Gelände der Berliner Polizei in der Pionierstraße in Spandau.

Der Plan sah vor, zwischen den alten Kasematten in einer Höhe von rund sechs Metern einen behelfsmäßigen Übergang im freien Vortrieb aus Teilen des EGS aufzubauen. So galt es also eine Stelle zu ermitteln, bei der die andere Seite innerhalb einer Entfernung von weniger als neun Metern lag. Diese Länge ist bei dieser Aufbauart jene, die aus statischen Gründen nicht überschritten werden darf.

Anschließen wurde am gewählten Aufstellungsort die Grundkonstruktion errichtet und das Gegengewicht, bestehend aus zwei mit Wasser gefüllten IBCs vorbereitet. Ausgehend von diesem Punkt begannen die Helfer der Bergungsgruppen nun mit dem Bau der „schwebenden“ Teile. 

Der Vorteil dieser Art des Übergangs liegt vor allem darin, dass er von nur einer Seite aus errichtet werden kann, ohne dass vorher Einsatzkräfte auf die gegenüber liegende Seite gebracht werden müssen. Allerdings mit der Folge, dass bei jedem der drei Teilabschnitte die Helfer mühsam die Grundkonstruktion an das bestehende Konstrukt anzubringen haben und sich damit immer wieder schnell in einer recht wackligen Situation wiederfinden. Um hier Schlimmeres zu vermeiden, ist das Tragen einer Absturzsicherung zwingend erforderlich.

Nach dem immer gleichen Schema, nämlich von außen nach innen und von unten nach oben, werden die jeweiligen Abschnitte aus den Gerüstteilen zusammengesetzt. Dabei arbeiten zwei Einsatzkräfte vorne und erledigen den direkten Aufbau während die anderen mit der Zuführung des benötigten Materials sowie dem Anreichen unterstützend tätig werden.

Sind gewisse Voraussetzungen erfüllt, also eine zu überbrückende Spanne nicht größer als acht Meter, die Möglichkeit zum Erstellen eines Gegengewichtes beim Bau sowie Uferbedingungen, die eine Erstellung aus EGS zulassen, dann ist diese Art der Brücke eine gute Methode, schnell einen sicheren und stabilen Übergang zu schaffen.

26.09.2015


  • Start: zwei Helfer noch so ziemlich am Anfang der Brücke.

  • Die Brücke ragt gleich über den Abgrund hinaus.

  • Bei diesem Anblick wird klar, warum man diese Brücke als im freien Vortrieb gebaut bezeichnet.

  • Die Brücke schwebt, weil sie auf der linken Seite (nicht sichtbar) mit Gegengewichten beschwert ist.

  • Einige Meter ragt die Brücke bereits über den Abgrund hinaus.

  • Es sieht fast so aus, als sei das andere Ufer schon fast erreicht. Leider täuscht der Eindruck und es fehlen noch einige Meter.

  • Ein Blick entlang der Brücke in Richtung des Ziels.

  • Von hier aus kann man die Dimension der Brücke schon erahnen.

  • In seiner Hand liegt die Sicherheit der Helferinnen und Helfer: Gruppenführer Christian Kuhlmey mit einem Stapel Helme.

Fotos: Dirk Scheu