Von der Jugendgruppe zur Werkstoffprüferin - das THW als Tor zum Beruf

Sie ist siebzehn, ihr langes braunes Haar fällt offen und locker über die rechte Schulter. Irgendwo klingelt ein Handy, sie lächelt verlegen und kramt in ihrer kleinen Handtasche: "Lass' mal heute Abend telefonieren".

Vielleicht gehts noch in die Disco? Ihren Schulabschluss hat sie schon in der Tasche und überhaupt scheint sie ein ganz normales Mädchen auf dem Wege zur jungen Frau zu sein. Doch irgendetwas ist anders. Aber was? "Motorsäge und Trennschleifer sind halt meine Favoriten", sagt sie plötzlich. Theresa Kalatka aus Berlin-Reinickendorf ist seit rund zwei Jahren beim THW. Schon in der Schule habe ihr der Physik-Unterricht am meisten Spaß gemacht, womit sie sogar ihre Lehrer verblüffte. Dann kam sie für einen "Schnuppertag" zum THW und blieb seit dem. In der Jugendgruppe lernte sie viele nette Leute kennen, mit denen sie sich auch privat trifft. Sogar ihre beste Freundin ist inzwischen mit dabei. "Wir treffen uns immer und gehen dann gemeinsam zum THW", erzählt Theresa und lächelt. In der Jugendgruppe hat sie gelernt mit Werkzeug und Maschinen umzugehen: mit Pumpen, Greifzug, Hammer und Meißel. Die Großen durften auch mal die Motorsäge ausprobieren und sogar bei kleineren Einsätzen konnte Theresa schon helfen. "Durch das THW habe ich erst gemerkt, wie sehr ich mich für Technik interessiere", sagt sie etwas aufgeregt. "So sehr, dass ich später auch beruflich was mit Technik machen möchte." Gesagt, getan: im September fängt Theresa bei einem großen deutschen Elektrokonzern eine Ausbildung zur Werkstoffprüferin an. Gleich vier Angebote hatte sie zur Auswahl, doch sie entschied sich für das mit dem größten Technikbezug. "Das THW war entscheidend für meine Berufswahl", bekräftigt die junge Frau. Ihre Zeit in der Jugendgruppe hat sie gemeinsam mit drei weiteren Mädchen aus Berlin-Reinickendorf im April mit Bestehen der Grundausbildungsprüfung abgeschlossen. Theresa gehört nun zu den "Erwachsenen" im THW und steht in einer der Bergungsgruppen "ihre Frau". Und sie hat noch vieles vor: in ein paar Jahren möchte sie Führungskraft werden, aber "nicht nur am Schreibtisch sitzen, sondern live beim Geschehen dabei sein". Vor allem, fährt Theresa fort, möchte sie "anpacken". So wie ihre Augen dabei funkeln, denkt sie wahrscheinlich gerade wieder an Motorsäge und Trennschleifer...

11.06.2004


Fotos: Mario Dobovisek (Ortsverband Charlottenburg-Wilmersdorf)