THW-Alarmübung im Tunnel der Berliner U-Bahn

Fahrgäste im Berliner U-Bahnhof Jungfernheide blickten am vergangenen Montag, 10. Oktober, teils neugierig und teils ängstlich auf einen abgesperrten Bereich des Bahnsteiges. Mitglieder des Technischen Hilfswerks (THW) verschwanden mit Rettungstragen in den dunklen Tunnel.

Andere hatten Atemschutzmasken aufgesetzt und zogen mit einer Leiter in die gleiche Richtung. Und THW-Einsatzleiter gaben Helfern Anweisungen für die nächsten Rettungsaufgaben. Nur die weiße Armbinde eines Teilnehmers der blau gekleideten Crew mit der Aufschrift „Schiedsrichter“ wies darauf hin, dass es sich hier (glücklicher Weise) „nur“ um eine Übung handelte.

Berlin besitzt als einzige deutsche Großstadt einen Tunnel-Abschnitt der U-Bahn zum Training im Katastrophenschutz. 67 Helfer aus drei Berliner Ortsverbänden beteiligten sich jetzt an der ersten Übung ausschließlich für THW-Einsatzkräfte. Niemand von ihnen wusste bei der Alarmierung, dass keine Gefahrenlage bestand. Erst am U-Bahnhof wurde rasch klar: Dies ist ein Test für die Zusammenarbeit insbesondere zwischen den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) und dem THW.

Ein defektes Bremssystem ließ einen Zug entgleisen; so die Übungsannahme. Das U-Bahn-Personal habe die meisten Fahrgäste bereits über den Notausstieg aus dem Tunnel geführt. Verletzte Personen könnten jedoch noch im Waggon sein. Herumliegende Papierschnitzel und Unachtsamkeit führten obendrein zu einem kleinen Schwelbrand, der die Rettungsarbeiten durch Rauch erschwerte. Die Berliner Feuerwehr hatte unterdessen ihre Brandbekämpfer im erheblichen Ausmaß an einer anderen Stelle der deutschen Metropole bei einem Großeinsatz gebunden. Nach dem gelöschten Schwelbrand waren daher ehrenamtlichen THW-Helfer gefragt.

Ihre Aufgaben: Erkunden der Lage einschließlich Eigensicherung der Helfer mit Erden der Stromschiene nach Abschalten des Fahrstroms durch die BVG. Retten, Betreuen und Versorgen von möglichen Verletzten. Ausleuchten des Einsatzgebietes. In einer ersten vorläufigen Bilanz der rund dreistündigen Übung waren sich BVG-Vertreter, Feuerwehr-Beobachter und THW-Übungsleitung in der positiven Bewertung einig. „Professionell und klar strukturiert“ lauteten die Kommentare. Alle Teilnehmer aus den drei Berliner THW-Ortsverbänden Friedrichshain-Kreuzberg, Reinickendorf und Tempelhof-Schöneberg hatten zuvor von der BVG eine theoretische wie praktische Ausbildung als Voraussetzung erhalten. Dabei standen im Mittelpunkt: Verhalten im Tunnel und Kurzschließen der Stromschiene. Die Hälfte aller Berliner THW-Ortsverbände befindet sich inzwischen auf gleichem Niveau.

10.10.2005


Fotos: Horst Engelhardt (Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit)